Bindung

Laut Definition der Unesco ist ein Buch eine mit einer Bindung und meist auch mit Bucheinband versehene Sammlung von bedruckten, beschriebenen, bemalten oder auch leeren Blättern aus Papier oder anderen geeigneten Materialien. Den Mindestumfang hat die Unesco auf 49 Seiten – ohne Umschlag – festgelegt. Der entscheidende Begriff in diesem Zusammenhang ist also die „Bindung“. Und da gibt es jede Menge Möglichkeiten.

Varianten gibt es so viele, wie es Einfälle und engagierte Buchbinder gibt.

Welche Buchbindungen gibt es?  

Das Spektrum, das sich in Sachen Buchbindung bietet, ist vielfältig und es lohnt sich durchaus, einmal bei Wettbewerben wie den Schönesten Büchern oder den Druck & Medien Awards zu schauen, welche Bindevarianten in den Bücherregalen Einzug halten können. Da gibt es geklebte, genähte oder geschraubte Bücher, fadengeheftete mit offenem Rücken, spiralgebundene oder solche, die nur durch ihre Falzart zusammengehalten werden. Möglichkeiten gibt es so viele, wie es Einfälle und engagierte Buchbinder gibt.

Die Fadenheftung

Klassisch und ganz traditionell fällt einem beim Thema Buchbindung sicherlich zunächst die Fadenheftung ein. Als erster Buchbinder wurde um 550 n. Chr. der irische Mönch Dagaeus genannt, der die beschriebenen Pergamentbögen zum Buchblock vernähte.

Auch heute noch gilt die Fadenheftung als das hochwertigste Binderverfahren, das viele Vorteile mit sich bringt. Sie ist äußerst haltbar und langlebig, sorgt für ein sehr gutes Aufschlagverhalten – das heißt, das Buch bleibt im aufgeschlagenen Zustand auch tatsächlich aufgeschlagen liegen – und sie sieht auch noch edel und wertig aus. Darüber hinaus lassen sich mit der Fadenheftung auch unterschiedlichste Papiere, Materialien und Druckverfahren dauerhaft zusammenfügen, was beispielsweise die Klebebindung bisweilen vor Herausforderungen stellt. Allerdings ist die Fadenheftung auch das teuerste Bindeverfahren. Doch wer für sein Werk etwas Besonderes und Dauerhaftes sucht, wird sich vermutlich dennoch dafür entscheiden.

Aber von vorn. Bevor aus der bedruckten Rolle oder den bedruckten Bogen ein fertig geheftetes Buch wird, stehen noch einige Arbeitsschritte an. Das bedeutet, dass das Papier eventuell geschnitten (von der Rolle) und zu Falzbogen verarbeitet werden muss, die anschließend zusammengetragen werden. Dabei gilt es sicherzustellen, dass beim Falzen die Reihenfolge der Seiten eingehalten wird.

Dafür sorgt ein bereits in der Druckvorbereitung ausgeklügeltes Ausschießschema, bei dem nicht nur das Papierformat und die Ausrichtung der Falzmaschine, sondern auch die Laufrichtung des Papiers berücksichtigt wird. Für die Buch- oder auch die Magazinherstellung ist es beispielsweise wichtig, dass die Papierfasern parallel zum Buchrücken laufen und nicht quer dazu, damit das Papier später keine Wellen schlägt.

Dafür dass die fertigen Falzbogen in der richtigen Reihenfolge zusammengetragen werden, sorgen auf den Druckbogen aufgedruckte Signaturen, anhand derer nicht nur schnell festgestellt werden kann, ob die Falzbogen vollständig sind, sondern auch, ob die Reihenfolge stimmt.

Für die Fadenheftung werden nun die gefalzten und zusammengetragenen Lagen umgangssprachlich gesprochen miteinander vernäht. Dafür werden die Falzbogen mittig geöffnet – daher muss die Seitenzahl der Falzbogen auch stets gerade sein, in der Regel 16, 24 oder 32 Seiten – und die einzelnen Bogen zu einem Heft, die einzelnen Hefte zu einem Buchblock vernäht. Es entstehen die charakteristischen quer zum Rücken verlaufenden Heftbünde. Anschließend wird der Rücken zusätzlich noch verleimt und mit einem Gazestreifen, dem Fälzel, versehen, um dem Buchblock zusätzliche Stabilität zu verleihen. Es folgt der Beschnitt des Buchblocks an den drei Seiten, anschließend wird der Rücken falls gewünscht gerundet.

Ein hochwertiger Hardcoverband besitzt selbstverständlich einen Vorsatz sowie einen farblich zur Buchdecke passendes Kapitalband und eventuell auch ein Zeichenband.

Das Vorsatzpapier –ein mittig gefalztes Doppelblatt, das vorne und hinten am Buchblock angeklebt wird – dient vor allen Dingen dazu, die Buchdecke mit dem Buchblock zu verbinden und das Buch zu stabilisieren. Der Vorsatz deckt aber auch die Buchdeckel innen ab und schützt das erste und letzte Blatt des Buches. Auch hier muss, wie schon bei den Inhaltsseiten, auf die richtige Laufrichtung des Papiers geachtet werden. Oft werden dafür bedruckte oder farbige Papiere mit höheren Grammaturen genutzt. Kapitalbänder wiederum sind die kleinen, meist gewebten, farbigen Streifen, die oben und unten am Buchrücken angeklebt sind. Sie werden ebenso wie Zeichenbänder gerne farblich passend zu Vor- und Nachsatz gewählt.

Üblicherweise wird am Ende der fertige Buchblock in den Umschlag eingehängt – mit ihm verheiratet, wie der Buchbinder sagt. Eine Besonderheit allerdings, die nur die Fadenheftung erlaubt, ist der offene Rücken. Dabei lässt der Buchbinder nach dem Vernähen den Leimauftrag und das Fälzel weg. Gerne wird hierfür ein bunter Faden verwendet, der sich gut vom weißen Buchrücken abhebt.

Die Klebebindung

Die heute sicherlich am häufigsten eingesetzte Bindevariante bei Büchern ist die Klebebindung. 1936 hatte der Remscheider Emil Lumbeck eine damals völlig neuartige Kaltleim-Klebetechnik entwickelt. Lumbeck hatte, ausgehend von Experimenten mit Nitrozellulose, eine Möglichkeit gesucht, kaputte Bücher wieder neu zu binden. Dieses Verfahren wird nach ihm auch Lumbecken genannt.

Anders als bei der Fadenheftung kann bei der Klebebindung der Buchblock auch aus einzelnen zusammengetragenen Blättern bestehen. Es müssen nicht zwingend Falzbogen sein, die verarbeitet werden. Wichtig ist allerdings auch hier, dass die Laufrichtung des Papiers – Fasern parallel zum Buchrücken – stimmt.

Aber ganz gleich nun, ob der Buchblock aus einzelnen Blättern oder gefalzten Bogen besteht, Kern der Klebebindung ist die Bearbeitung des Buchrückens. Mit einer Papierfräse wird dieser aufgeraut, um die Fasern im Rücken freizulegen. Auf diese Weise wird eine möglichst große Oberfläche geschaffen, auf der sich später der Leim verteilen soll. Zwischen 2 und 5 Millimeter Fräsrand müssen daher schon beim Anlegen der Buchseiten mit bedacht werden. Platt gesprochen heißt das, es muss bereits ganz am Anfang klar sein, was am Ende mit dem Buch passieren soll.

Nach dem Fräsen entfernen Bürsten den Papierstaub, damit der Leim auch wirklich an den Fasern und nicht auf den Staubpartikeln haften bleibt. Der Leim wird anschließend mit Walzen oder mit einer Düse aufgetragen. Anschließend wird der Buchblock entweder direkt mit dem Umschlag verbunden – zum Beispiel beim Taschenbuch – oder genau wie bei der Fadenheftung zunächst mit einem Fälzel versehen. Auch die weiteren Arbeitsschritte wie der dreiseitige Beschnitt, das Ankleben der Kapitalbänder oben und unten am Buchrücken, das Einkleben des Zeichenbands sowie das Einhängen in die Buchdecke bleiben gleich. Auch Vorsatzpapiere gehören beim klebegebundenen Hardcoverband dazu.

Berücksichtigt werden muss allerdings, dass ein klebegebundenes Buch immer noch eine gewisse Zeit zum Trocknen benötigt. Der Leim braucht Zeit, um abzubinden. Wie lange das dauert, hängt vom verwendeten Klebstoff ab, und der sollte wiederum abgestimmt sein auf die im Buch verwendeten Materialien sowie die spätere Anwendung. Soll beispielsweise ein Kochbuch oder ein Fotobuch gebunden werden, wird man eher keinen Hotmelt-Klebstoff einsetzen, bei dem eine sehr hohe Klammerwirkung entsteht.

Generell werden drei Klebstoffvarianten unterschieden.

  1. Dispersionskleber, ein wasserbasierender Kaltleim, mit dem sich ein breites Spektrum von Papierarten verarbeiten lässt. Dispersionsklebstoffe bleiben auch nach dem Abbinden sehr elastisch, was dazu führt, dass sich die so verarbeiteten Bücher sehr gut aufschlagen lassen. Der Klammereffekt ist gering. Kaltleimbindungen sind sehr haltbar und kommen auch gerne bei strapazierten Druckprodukten, die möglichst lange halten sollen, zum Einsatz. Zudem gelten die Dispersionsklebstoffe im Gegensatz zu ihren „Kollegen“ Hotmelt und PUR als die umweltfreundlicheren Varianten.

Allerdings benötigen die Kaltleime eine deutlich längere Trockenphase als Hotmelt- oder PUR-Klebstoffe, weshalb sie in der industriellen Klebebindung nur sehr selten zum Zug kommen. Zudem haben sie Probleme mit Kälte: Bei tiefen Temperaturen werden sie schnell brüchig.

  1. Hotmelt-Klebstoff besteht aus Polymeren, Wachsen und Harzen. Er ist bei Raumtemperatur fest und wird vor dem Auftragen im Klebebinder bei ca. 170°C aufgeschmolzen und heiß auf den Buchrücken aufgetragen. Da die Hotmelt-Leime in nur rund einer Minute wieder trocknen, muss die Verarbeitung in dieser „offenen“ Zeit passieren. Allerdings sorgt genau diese kurze Trockenzeit dafür, dass Hotmelt-Klebstoffe hervorragend für die industrielle Verarbeitung geeignet sind, weil so ziemlich hohe Taktzahlen möglich sind. Zudem ist die Klebebindung mit Hotmelt sicherlich die preiswerteste Form in der Klebebindung.

Anders als der relativ dünnflüssige Dispersionskleber, der sehr gut in die aufgerauten Papierfasern eindringt, ist der Hotmelt recht zähflüssig und bleibt eher oben auf der Blattkante liegen. Er ist auch weniger elastisch als Dispersionskleber, wodurch es zu dem zuvor erwähnten Klammereffekt kommt, und er wird schneller brüchig. Auch das Binden vollflächig bedruckter Seiten kann schwierig werden, da die in der Druckfarbe enthaltenen Mineralöle mit dem Kleber reagieren und die Verbindung lösen.

  1. PUR (Polyurethan)-Klebstoff ist der Dritte im Bunde. PUR ist ein reaktiver Klebstoff, der nicht durch Abkühlen (wie Hotmelt) der durch Trocknung (wie Dispersion), sondern durch eine chemische Reaktion aushärtet. Verarbeitet werden können nahezu alle Papiere und auch vollflächig bedruckte Seiten stellen kein Problem für ihn dar. Er lässt sich extrem dünn auftragen und hält Temperaturne zwischen -40°C und 100°C aus

Auch PUR-Klebstoff wird vor dem Verarbeiten aufgeschmolzen (bei 130°C) und heiß aufgetragen. Die so daraus ergebende Bildung gilt als langlebig und haltbar, durch den dünnen Klebstoffauftrag ist auch das Aufschlagverhalten besser als bei Hotmelt. Allerdings ist PUR-Klebstoff erheblich teurer als Hotmelt oder Kaltleim; auch ist aufgrund austretender Dämpfe ein Abzug bei der Verarbeitung nötig.

Buchbindung mit Bindesystemen

Eine ganz andere Art bei der Buchbindung ergibt sich bei Bindungen mit Bindesystemen dar: Dazu gehören zum Beispiel die klassische Wire-O- sowie Draht- oder Plastikkammbindung als auch etwas ausgefallenere Varianten wie Bindungen mit Buchschrauben, Nieten, Ringen oder Ösen. Der Vorteil ist, dass sich auf diese Weise Einzelblätter in den unterschiedlichsten Grammaturen und Materialien zu einer festen Einheit verbinden lassen. Zudem lassen sich einzelne Seiten aus der Bindung entfernen, ohne dass es der Stabilität des gesamten Werks einen Abbruch tut.

Was all diese Bindungen ebenfalls gemein haben: Der Buchblock braucht Löcher, durch die das verbindende Element hindurch gesteckt wird, und die entweder gestanzt oder gebohrt werden. Ebenso sind diese Bindervarianten in der Buchherstellung eher ungewöhnlich, unter anderem deshalb weil der klassische Buchrücken fehlt. Sie werden höchstens eingesetzt, um einen außergewöhnlichen, überraschenden Effekt zu erzielen.

Gerade bei der Spiral- oder Drahtkammbindung ist die Dicke des Buchblocks nach oben hin begrenzt. Und bei einem Buch, das geschraubt oder genietet wird, gibt es enorme Rückstellkräfte, das heißt, das Buch kann nie flach aufgeschlagen werden. Trotzdem kann das je nach Anwendung auch genau so gewollt sein. Zudem lassen sich beispielsweise durch farbige oder lasergravierte Schrauben besondere Akzente setzen.

Die Buchdecke

Don’t judge a book by it’s cover.

Diesen Satz nimmt sich bekanntlich niemand zu Herzen. Und genau genommen soll das auch gar nicht so sein. Denn was beim Produkt im Supermarktregal die Verpackung ist, ist beim Buch der Umschlag, das Cover. Ansonsten würden sich die Verlage, Buchgestalter, Drucker und Veredler nicht solche Mühe geben, Bücher mit einem ansprechenden Äußeren auszustatten.

Ist das Buch mit einem festen Einband versehen, spricht man von einem Deckenband – oder Hardcover – im Gegensatz zum Softcover, beziehungsweise der Broschur. Dabei besteht die Buchdecke aus fester Pappe, nämlich in der Regel Vorder- und Rückendecke sowie den Schrenz, die auf ein Bezugsmaterial geklebt und an den Kanten umgeschlagen wird. Ist das Buch nicht dick genug, wird auf den Schrenz verzichtet, da dafür mindestens 6 mm Rückenbreite nötig sind. Durch diesen Aufbau entsteht zwischen Vorder- beziehungsweise Rückendecke und Schrenz jeweils ein Spalt der beim Aufschlagen des Buches eine Scharnierfunktion hat. Oftmals wird das Einbandmaterial an dieser Stelle noch gerillt, um das Aufschlagen nochmals zu erleichtern. In diesem Fall spricht man vom Einbrennfalz.

Ist der Buchblock gerundet, muss selbstverständlich auch der Rücken des Umschlags gerundet werden, was unter Wärmeeinwirkung und Druck passiert.

Ja nachdem, welches Bezugsmaterial verwendet wird, werden die Einbandarten voneinander unterschieden. Da ist die Rede vom Pappband, bei dem als Überzugsmaterial lediglich ein festeres, strapazierfähigeres Papier zum Einsatz kommt. Edler in der Anmutung kommt der Gewebe- oder Leinenband daher, wobei hier noch einmal zwischen einem Halb- und einem Ganzgewebeband unterschieden wird. Beim Halbgewebeband besteht lediglich der Buchrücken aus Buchleinen, Vorder- und Rückenteil aus Papier. Beim Ganzgewebeband ist, wie der Name schon sagt, das gesamt Cover mit Leinen überzogen. Alternativ zu Papier oder Buchleinen kann auch ein Kunststoff zum Einsatz kommen.

Die teuersten Einbände, die auch nicht industriell, sondern von Hand hergestellt werden, sind die Einbände aus Leder- oder Pergament.

Eine ebenfalls recht teure, weil sehr aufwändige Form des Bucheinbands ist die wattierte Buchdecke, bei der Vorder- und Rückendecke mit Füllmaterial wie zum Beispiel Schaumstoff um bis zu 4 mm aufgepolstert wird.

Fazit

Es ist also nicht zuletzt der letzte Schritt in der Buchproduktion, der dem Betrachter als erstes ins Auge fällt. Und es ist dieser letzte Schritt, der von Anfang an mit berücksichtigt werden muss – welche Bindeart gewählt wird und mit welchem Cover der Inhalt am ansprechendsten transportiert wird. Denn erst wenn all diese Elemente – angefangen von der Typografie, über die Wahl des richtigen Papiers, dem Druck bis hin zur Verarbeitung – richtig zusammenspielen, entstehen echte Liebhaberstücke – wie diese hier (Link zu Beispielen).

Schritt in der Buchproduktion, der dem Betrachter als erstes ins Auge fällt. Und es ist dieser letzte Schritt, der von Anfang an mit berücksichtigt werden muss – welche Bindeart gewählt wird und mit welchem Cover der Inhalt am ansprechendsten transportiert wird. Denn erst wenn all diese Elemente – angefangen von der Typografie, über die Wahl des richtigen Papiers, dem Druck bis hin zur Verarbeitung – richtig zusammenspielen, entstehen echte Liebhaberstücke – wie diese hier.